Frau Susanne Donner von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat sich mit dem Thema „Gefahren in der Naturkosmetik“ auseinandergesetzt. Nachdem wir hier bei uns Beautyjunkies einige Beauties haben, die Naturkosmetikfans sind, möchten wir Euch diesen Artikel nicht vorenthalten. Lest doch am besten selbst...
Hallo liebe Beauties!
Frau Susanne Donner von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat sich intensiv mit dem Thema „Gefahren in der Naturkosmetik“ auseinandergesetzt. Nachdem wir hier bei uns Beautyjunkies einige Beauties haben, die Naturkosmetikfans sind, möchten wir Euch diesen Artikel nicht vorenthalten. Lest doch am besten selbst:Keine Rose ohne Dornen (von Susanne Donner)
29. Juni 2009 Einige Dinge ändern sich auch in Krisenzeiten nicht. So schwören Millionen Deutsche auf Salben und Lidschatten, die nicht vom Erdöl abstammen, sondern deren Zutaten auf Wiesen und Feldern wachsen. Jedes Jahr wächst der Markt für Naturkosmetik um rund zehn Prozent, 613 Millionen Euro wurden 2008 mit Lotionen und Lippenstiften aus dem Grünen gescheffelt. In jedem fünften Haushalt schminkt, duscht oder cremt man sich mit den Gaben von Mutter Natur. Natürlich ist gut, besser als künstlich - das leuchtet vielen Menschen ein. Doch Natürliches kann gefährlich sein, sehr sogar. Vor allem ätherische Öle aus Blüten, Blättern oder Rinde fallen Ärzten und Toxikologen seit einigen Jahren negativ auf. Für mehr als 80 dieser Düfte wurden Allergien beschrieben. Meldungen über Unverträglichkeiten reißen nicht ab: Kosmetikerinnen berichten von Händen, die von rotem Hautausschlag entstellt sind, und Verbraucher von Pusteln an Hals und Nacken nach der Haarwäsche.
Duftallergien
Schätzungen zufolge leiden zwischen 800 000 und 1,6 Millionen Deutsche unter Allergien gegen Duftstoffe - gegen synthetische, aber auch gegen natürliche. Genaue Zahlen gibt es nicht. Diese Lücke will Peter Elsner, Dermatologe und Klinikdirektor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, nun in einem internationalen Projekt schließen, das im Rahmen der Forschungsvereinigung "European Dermato-Epidemiology Network" (EDEN) durchgeführt wird. "Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass etliche Menschen unbemerkt ihre Haut mit Wohlgerüchen reizen, sagt Elsner. Alarmierend sind jedenfalls schon jetzt die Befunde des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) in Göttingen, der Mitteilungen über Hautbeschwerden aus 54 Kliniken zusammenträgt. Die Zahl der Duftstoffallergiker hängt unmittelbar von der Menge an insgesamt verkauften ätherischen Ölen ab, bemerkte Leiter Axel Schnuch bei seiner Zwischenbilanz im vergangenen Jahr. "Je mehr ätherische Öle in Umlauf sind, desto mehr Personen reagieren allergisch auf den, Duftstoffmix 1', eine Standardmischung verschiedener Düfte, die routinemäßig für einen Allergietest verwendet wird", sagt er. Diesen Zusammenhang erklärt Schnuch so: Die Naturdüfte durchdringen - anders als einige synthetische Duftstoffe - mühelos den Fettschutzmantel der Haut. Einmal im Gewebe angelangt, können einzelne Substanzen unter Dutzenden von Inhaltsstoffen das Immunsystem fehlleiten. Problematisch sind vor allem Terpene, harzig riechende Stoffe, die in allen ätherischen Ölen vorkommen. Sie machen Teebaumöl ebenso zur allergieauslösenden Tinktur wie den süßen Duft des asiatischen Ylang-Ylang-Baumes. Der Körper bildet spezifische Antikörper gegen ein oder zwei Terpene, und als Zeuge des inneren Kampfes zwischen Duftkomponente und Körperabwehr verwandelt sich die Haut in eine hässliche Marslandschaft. Sie juckt, nässt manchmal oder platzt sogar ab.
Duftstoffe im Test
Die Naturdüfte tauchen zwar auch in konventioneller Kosmetik, in Ölen, Parfums und Gesichtslotionen auf. Aber besonders häufig sind sie in grünen Schönheitsmitteln anzutreffen. Denn durch den Verzicht auf synthetische Duftstoffe bieten ätherische Öle den Naturkosmetikherstellern die einzige Möglichkeit für gezielten Wohlgeruch. "Die Wahrscheinlichkeit, dass in ätherischen Ölen ein einzelner bedenklicher Stoff enthalten ist, ist groß, weil sich jede Blütenessenz aus vielen Dutzend Einzelkomponenten zusammensetzt", sagt Thomas Platzek, Toxikologe am Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin. Die Substanz Limonen kann beispielsweise Allergien auslösen und steckt in vielen Pflanzendüften, angefangen von Orange, Zitrone und Bergamotte bis zu Latschenkiefer und Tanne. Bei künstlichen Düften ist jeder der Inhaltsstoffe bekannt, das Bouquet setzt sich meist aus wenigen, gezielt ausgewählten zusammen. Allerdings verhalten sich verschiedene Essenzen auf der Haut so unterschiedlich, wie sie riechen. Die Allergiegefahr schwankt stark, wie Schnuch kürzlich an mehr als 20 000 Patienten feststellte. Er testete 26 Duftstoffe, die in der EU als allergieauslösend eingestuft sind und ab einer bestimmten Menge auf Kosmetika angegeben werden müssen. Sechzehn von ihnen sind natürlichen Ursprungs. "Das stärkste Allergen überhaupt ist nicht etwa ein synthetischer Stoff, sondern Baummoos, dicht gefolgt von Eichenmoos - beides natürliche Extrakte", sagt Schnuch und fordert: "Die sollte man verbieten." Ein ähnliches Urteil fällte das wissenschaftliche Komitee für Konsumgüter der EU im vergangenen Jahr: Die beiden Naturdüfte seien aufgrund der Bestandteile Atranol und Chloratranol stark allergieauslösend. "Diese Stoffe sollten nicht in Kosmetika enthalten sein. Natürliches Baummoos und Eichenmoos sind nicht sicher für die Verbraucher."
Antagonistische Komponenten
Viele Kosmetikfirmen haben diesen Rat beherzigt und meiden die gefährlichen Extrakte. Ein Naturkosmetikhersteller etwa hat sich entschieden, natürliche ätherische Öle, die starke Allergene enthalten, wie zum Beispiel Eichenmoos, nicht mehr einzusetzen. Ein anderer fügt dagegen seinen Kompaktpudern und Tönungscremes nach wie vor Eichenmoos bei. Doch wie aussagekräftig die üblicherweise zur Bewertung von Kosmetik verwendeten Duftstoff-Mix-Allergietests sind, ist umstritten. Sie würden oft isoliert mit einem synthetisch gewonnenen Naturstoff durchgeführt, und das sei mit natürlichen ätherischen Ölen eben nicht zu vergleichen, bemängeln Kritiker. "Die Praxis zeigt häufig, dass Duftstoff-Mix-Allergiker natürliche ätherische Öle gut vertragen", heißt es dann auch in einer Studie aus dem Jahr 2004. Natürliche ätherische Öle hätten den Vorteil, dass sie viele, auch gegensätzlich wirkende Komponenten enthalten. Dadurch glichen sich die Wirkungen, die bei isolierten Substanzen auftreten, besser aus. In der Studie wurden 25 Allergikern zwanzig ätherische Ölmischungen aus Naturkosmetikpräparaten mit Testpflastern auf den Rücken geklebt und dort zwei oder drei Tage gelassen. Bei jeder Mixtur reagierte die Haut von bis zu drei Testpersonen mit Abwehr - zehn Mischungen allerdings riefen überhaupt keine Reaktionen hervor. Natürliche Düfte würden oft besser vertragen als deren künstlich hergestellte Einzelkomponenten, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. "Duftstoff-Allergiker müssen Präparate mit ätherischen Ölen nicht zwingend meiden, sondern können Kosmetika und Arzneimittel mit individuell verträglichen ätherischen Ölen finden."
Was zeigen die Testergebnisse?
Axel Schnuch bewertet das Ergebnis kritischer: "Drei von fünfundzwanzig Testpersonen haben allergisch reagiert. Das ist genau das, was wir anhand unserer Daten erwarten würden. Wir haben unter Duftstoffallergikern rund neun Prozent, die beispielsweise auf natürliche Duftstoffe wie Eugenol aus Nelken oder Zimtaldehyd aus chinesischem Zimt anschlagen. Mit der Untersuchung wurde nur belegt, dass natürliche ätherische Öle genauso allergieauslösend sind wie deren allergieauslösende Inhaltsstoffe." Bisher gibt es keine Untersuchung, die beweist, dass gefährliche Duftsubstanzen sich in ätherischen Ölen in harmlose Wässerchen verwandeln. Trotzdem klammert sich Dietrich Wabner, Präsident der Natural Oil Research Association International, an diese Metamorphose und bezichtigt alle Kritiker, sich zu einem "europaweiten Kampf der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie gegen Naturstoffe" verschworen zu haben. Interessenkonflikte zwischen den Branchen gibt es sicher. Aber damit sämtliche Bedenken über ätherische Öle vom Tisch zu wischen mutet doch recht fragwürdig an, zumal diese von unabhängigen Forschern mehrfach bestätigt worden sind. So nahm das wissenschaftliche Komitee für Verbrauchsgüter der EU im Dezember ein weiteres Mal zu Teebaumöl Stellung. Im Vorfeld wurden Dutzende neuer Studien ausgewertet, die ausschließlich von den Herstellern der Teebaum-Produkte selbst vorgelegt worden waren.
Vier Tonnen Rosenblätter geben ein Kilo Essenz
Der Tenor des Komitees fällt dennoch weitaus kritischer aus als noch vor Jahren: Das Öl des australischen Baumes, als Wundermittel gegen Pickel und Pilze gepriesen, schädigt in größeren Mengen die Nieren und enthält Methyleugenol, das als potentiell krebsauslösend gilt. Es greift ab einem Anteil von mehr als fünf Prozent die Haut an und kann Allergien auslösen. "Einige handelsübliche Artikel wie reines Teebaumöl, aber auch Deodorants, Badezusätze, Bodylotionen, Fußsprays und -puder, die zu viel Teebaumöl enthalten, sind nicht sicher", warnt dann auch das Komitee-Mitglied Thomas Platzek. Ungeachtet dessen behauptet Dietrich Wabner, dass Teebaumöl nur dann gefährlich sei, wenn es unsachgemäß, beispielsweise in hellen Flaschen, gelagert werde, weil sich dann oxidierte, schädliche Stoffe bilden. Richtig ist zwar, dass dann das allergieauslösende Potential um das Dreifache steigt. Wenn allerdings die Konzentration schon vorher zu hoch war, um unbedenklich zu sein, hilft dieser Hinweis nicht viel. "Es wird Zeit, dass die Menschen begreifen, dass Natürliches nicht immer gesund und harmlos ist", sagt Platzek. Pflanzen wehren sich mit ätherischen Ölen gegen Schädlinge und Mikroben. Derartige Stoffe sind in vielen Fällen gesundheitsschädlich und eben nicht umweltverträglich, pflichtet auch das Umweltbundesamt bei, das nicht gerade für Feldzüge gegen die Biobranche bekannt ist. Ätherische Öle setzen sich zwar aus Naturstoffen zusammen, enthalten diese aber in unnatürlich hohen Mengen. Aus vier Tonnen Rosenblättern wird ein Kilogramm Duft herausdestilliert. "Würde man einige Kilogramm Rosenblätter auf einmal essen, wäre das ziemlich ungesund", sagt Platzek.Gereinigtes Rosenöl
Die Dosis macht eben das Gift, gerade, wenn es um Allergien geht. Folgerichtig empfehlen Forscher, Naturdüfte nur in äußerst geringen Mengen einzusetzen. Maximal ein Prozent Teebaumöl sollte demnach beispielsweise in einem Kosmetikum zu finden sein. Bei potentiell krebsauslösenden Inhaltsstoffen wie Cumarin aus Zimt oder Methyleugenol in Teebaumöl und Rosenduft lassen die Experten gar keine Gnade walten. Sie raten dazu, diese aus den Schönheitsmitteln zu verbannen. Das Risiko, dass die Hautpflege zum Krebskatalysator verkommt, sei zu groß. Ein Naturkosmetikhersteller hat unterdessen die Flucht nach vorne angetreten. Man verwende ausschließlich Rosenöl ohne krebsverdächtiges Methyleugenol, teilt das hausinterne "Kompetenzzentrum ätherische Öle" mit. Der Blütenduft werde nun nach einem geheimen Verfahren entschärft. Man habe eine Pflegeserie sogar neu zusammenmischen müssen, weil sich der Geruch von Duschgel, Körperöl und Cremes sonst zum Nachteil verändert hätte. Von ätherischen Ölen wie etwa Ylang-Ylang, das der Haut mit potentiell allergieauslösendem Isoeugenol zusetzt, verwendet die Firma nach eigenen Angaben nur Qualitäten, in denen der kritische Inhaltsstoff in sehr geringen Mengen nachzuweisen ist.
Viele Grüsse
Eure
AlexandraEdit: Und hier gehts zum Forum, wo ihr Kommentare, Bewertungen und Stellungnahmen einiger BJs zu diesem Artikel nachlesen könnt:
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