Schwarzfärben ist nicht einfach. Nicht nur, dass man u.U. Vorpigmentieren muss, die Methoden gehen weit auseinander. Sauer, basisch, Milch, Honig, Säfte, Wein, Schwarztee, Turban oder Lufttrocknen, 2h Stunden-Regel oder ewiges Einwirken..
Da sich nicht alle Schwarzfärberinnen im Detail für die chemischen Prozesse der Indigofärbung interessieren, wir das aber gern einmal aufschlüsseln möchten, um die optimale Methode herauszukitzeln, eröffne ich dafür einen neuen Thread, in dem es nur darum gehen soll - nicht um die einzelnen Färbungen, dafür haben wir den Schwarzthread, in dem ja viel gepostet wird. Bitte lasst Euch durch den langen Post hier nicht abschrecken, ich habe nur versucht, es möglichst verständlich darzulegen - und nicht zuletzt, um mein eigenes Hirn selbst zu sortieren
Vllt kann man am Ende mal einen wiki dazu erstellen.
Zusammenfassung bis dato: Wir haben bisher herausgefunden, dass in den Färbepflanzen wie der Indigopflanze, dem Färberkrapp oder dem Färberwaid Indigo in einer Vorform vorliegt - es ist an ein Glucosemolekül gekoppelt. Bei der Indigopflanze ist dies das Indican, beim Waid Isatan - die verschiedenen Namen kommen schlicht durch unterschiedliche dranhängende Glucoside zustande.
Die Lösung erfolgt durch Fermentation bzw. Gärung unter Abspaltung des Glucosids. Das erledigen Enzyme - bei der Indigopflanze sind diese praktischerweise in der Pflanze enthalten, Waid braucht zusätzliche Reduktionsmittel. Pottasche kommt in Frage.
Bin da etwas verwirrt, weil sich sehr aufdrängende Parallelen ergeben zu dem späteren Küpebad. Kann man wohl auch in einem Rutsch erledigen..
Jedenfalls erhält man zunächst je ein Zuckermolekül und das sog. Indoxyl, das wasserlöslich und giftig ist. Zwei davon verbinden sich zu einem Indigomolekül (bzw. in dem Sud Leukoindigo, s.u.)
Früher hat man jetzt Bällchen aus der stinkenden Masse geformt und verkauft. Wollte man damit färben, ging die Behandlung weiter - denn Indigo ist nicht wasserlöslich und damit kann man so nicht färben. Wohl aber mit Leukoindigo, auch Indigoweiß, das durch Abspaltung von Sauerstoff vom Indigomolekül entsteht - man reduziert also das Indigo zum farblosen bis gelblichweißen Leukoindigo. Dafür benötigt man ein Reduktionsmittel.
Wenn man als Mensch früherer Zeiten die Stinkebälle bekam, stellte man eine Küpe her, indem man fauligen Urin und als Alkalimittel Pottasche oder Kalk beigab und das durchziehen ließ. In diesem Bad war dann durch eine dort stattfindende Reduktionsreaktion (Abspaltung von Sauerstoff) also Leukoindigo, man tunkte grausigerweise die Fasern ein, und wenn man sie wieder herauholte, setzte der Luftsauerstoff die Gegenreaktion zum Küpebad in Gang: er re-oxidiert das wasserlösliche Leukoindigo, das in den Fasern hängt, zu Indigo = tadaa: Faser wird blau.
Wer sich jetzt an den Begriff "Redox-Reaktion" aus dem Chemiunterricht erinnet fühlt, liegt richtig
Heute muss man aber nicht mehr auf Indigo pinkeln. Man nimmt dafür hygienisch netteres Natriumdithionid als Reduktionsmittel.
Soweit so gut.
Jetzt überlegen wir, was das für unsere PHFerei bedeutet.
Da hattest Du Recht. Die Links waren super
Da das nicht viel Aufwand bei maximalen Nutzen ist (sonst können die Färberinnen damit ja nix anfangen, da das pure Pflanzenpulver so nicht färbt), werden die Produktionfirmen wohl ein Fermentationsbad zurecht gemacht haben, in dem sich Indoxyl gebildet hat - sie verwenden ja Indigo(pflanze und nicht Waid), das/die, wie frau gelesen hat, schon nötige Enzym beinhaltet.
Ich glaube aber nicht, dass wir es mit Indoxyl zu tun haben, wie Du meintest, sondern mit Indigo, denn zwei Indoxylmoleküle verbinden von allein zu einem Indigomolekül. Wenn ich das richtig verstanden habe.
Man könnte dann daher vorsichtig annehmen, in der PHF sind Indigo und Natriumdithionid enthalten (), da Leukoindigo an der Luft ja zu Indigo rückoxidiert - sprich ich glaube nicht, dass man es schafft, das trocken vorliegen zu haben, denn beim Trocknen muss ja wohl oder übel Luft ran und damit Sauerstoff. Oder?
Dann braucht man ein Reduktionsmittel wie das Natriumdithionid.
Jetzt les ich aber:
=> Wasserstoff geht als Reduktionsmittel durch? Reicht also eine alkalische Lösung in Wasser aus, sofern entspr. "Mikroorganismen" vorhanden sind, um Indigo zu Leukoindigo zu überführen? Braucht man gar kein Natriumdithionid?Zum eigentlichen Färben musste das zum Teil gebildete Indigo wieder in die reduzierte Form Indoxyl gebracht werden. Dafür wurden die Kugeln in Jauche und menschlichem Urin aufgeschwemmt (alkalische Lösung, unterstützt die Mikroorganismen bei der Produktion des Reduktionsmittels Wasserstoff), und mit diversen Zutaten (auch Krapp) auf bis zu 60°C gebracht. Die darin gefärbten Textilien (zwischen einigen Minuten bis halber Stunde) kamen grünlich-gelb aus der Färbeflotte, der Farbstoff hatte sich in das Gewebe eingebracht. Das licht- und waschechte Blau entwickelte sich erst durch dessen Oxidation an der Luft zurück zu Indigo.
Ich interpretiere das so: Die Mikroorganismen stellte der 'faulige Urin' zur Verfügung, Pottasche/Kalk die alkalische Umgebung.
Das wirft aber die Frage auf, wenn man kein Natriumditiond hernehmen mag, wie kommen die Mikroorganismen in die PHF und vor allem: Wie überleben die das? Das macht mich eher skeptisch dem gegenüber.
Die 60 Grad-Regel erinnert zwar an den Hinweis, dass "Indigo nicht hitzestabil" ist. Dann wäre es nicht das Indigo, sondern wohl eher der Betsand an Mikroorganismen, der das nicht mitmacht. Ich glaub aber, so ist das nciht gemeint gewesen, sondern dass Indigo selbst bei zuviel Hitze Schaden nimmt.
Da unsere PHF aber auch sauer färbt, wenn auch nach Beobachtungen schlechter, und auch dann, wenn man sie mit sehr heißem Wasser anrührt, klingt das eher nicht nach der Mikroorganismen-Variante - sondern doch nach einem anderen, "chemischen" Reduktionsmittel. Ob das nun Natriumdithionid ist oder nicht, bleibt soweit offen.
In beiden Fällen begünstigt laut Literatur (vgl Schülerversuch mit Natriumdithionid: "Versuchsbedingungen sind [..] eine starke Lauge") eine alkalische Umgebung den Prozess.
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Literaturangaben![]()
..also die erwähnten Links von Sommer per c/p:
http://www.staff.uni-mainz.de/willi/...mie/indigo.htm
http://www.alles-sauber.com/PDF/Fach...Farbstoffe.pdf
http://www.lukiland.de/chemie/s3/021125.pdf
http://cgi-host.uni-marburg.de/~omsp...ils.cgi?id=409
http://www.archaeometrielabor.com/Bi...-Indigo(2).pdf